Long time no see...
Es gibt einige kleine Neuigkeiten in Gibraltar, deren Ursache aber etwas weiter her zu holen ist.
Thronjubiläum
Da wäre zum einen das baldige
60-jährige Thronjubiläum der englischen Königin.Das wichtigste daran ist natürlich der damit verbundene, zusätzliche Feiertag den wir
hier am 5. Juni genießen dürfen!
Aber natürlich ist das nicht ein einfacher Feiertag. Ich denke schon das hier noch intensiver als in Großbritannien selber mitgefeiert wird. Heute wurden schon Wimpel ausgehangen, zwei Wochen vor den Feierlichkeiten hängen schon Fahnen von zahlreichen Balkons. Auch in den Geschäften gibt es extra Regale mit Jubiläumsflaggen mit dem Konterfei der Queen.
Obendrauf gibt es auch noch die
größte Militärparade seit 60 Jahren - 2500 Soldaten, auch aus Gibraltar, sind am Samstag in Windsor aufmarschiert. In Gibraltar wären das immerhin knapp 10% der Einwohner, da können auch Nordkorea, China & Russland nicht mithalten.
Natürlich wird das auf der spanischen Seite der Grenze zum Teil mal wieder als Provokation angesehen, vor allem weil es in Gibraltar tatsächlich königlichen Besuch geben wird.
Zu Gast sein wird Prinz Edward samt Gemahlin, und das gefällt natürlich in Spanien überhaupt nicht und wird gern bemüht um von den eigenen Problemen abzulenken. Allerdings ist auch richtig das so ein Besuch natürlich an sich schon die erhitzten Gemüter weiter anfeuert.
Die Verstimmung auf spanischer Seite war so hoch das die spanische Königin Sofia, immerhin Cousine von Queen Elizabeth, ihren geplanten Besuch in London auf Befehl des spanischen Parlamentes absagen musste. Der Besuch sei "
unter den gegenwärtigen Umständen nicht angemessen".
Fischereistreit
Allerdings gibt es noch Probleme die etwas größer sind und sich unmittelbar vor der Haustüre abspielen. Im
Vertrag von Utrecht von 1713 wurde Gibraltar ja 'auf ewig' England zugesprochen. Anscheinend war es damals noch nicht üblich sich auch das umgebende Gewässer zu sichern - was auch einer der heutigen Punkte des Anstoßes ist.
Nichtsdestotrotz gesteht sich Gibraltar eine kleine, eigene Seezone zu. Man hat ja die Polizei, zu Lande aber auch zu Wasser. Zusätzlich hat man gleich einen Großteil dieser Seezone zur Umweltzone ohne Fischerei erklärt. Da aber dies von Spanien nicht anerkannt wird scheren sich die spanischen Fischer ungern darum. Gut, dazu hat man ja Polizeiboote & Co. Da man natürlich ungern bewaffnet eingreift und als britische Polizei sowieso keine Waffen hat, beschränkt man sich auf Lautsprechermaßnahmen & das Stören des Fangbetriebes.
So weit, so gut. Sobald jetzt aber am nächsten Abend die spanische Seite mit spanischen, bewaffneten Polizeibooten anrückt verändert sich das Kräfteverhältniss schon um ein ganzes Stückchen. "
After spanish hostility", nach spanischen Feindseeligkeiten werden nun die Diplomaten bemüht während sich jede Nacht das Spiel vermeintlich wiederholt. Inzwischen gab es auch schon Berührungen zwischen der spanischen Guarda Civil und den gibraltesischen Booten.
Die britische Politik spricht
das Problem sowohl vor der EU als auch im direkten Gespräch mit dem spanischen Innenminister an. Ob dieses eine mal etwas Greifbares herauskommt, darf bezweifelt werden.
Währenddessen wirft mittlerweile selbst ein spanischer Fischereiverband den Vorwurf das die eindringenden Fischerboote nur auf Anordnung der Politik handeln. Gänzlich unwahr wird dies nicht sein, schließlich hat Spanien 8000km Küste, Gibraltar nur einige Wenige.
Bleibt also nichts weiter übrig als die täglichen Hupkonzerte an der Grenze auszuhalten. Viele lassen unterdessen ihr Fahrzeug in Spanien stehen und laufen - mit dem Ergebnis das sich Taxifahrer freuen & der Verkehr hier etwas geringer geworden ist. Trotzdem keine schöne Situation.
Bisher berichten die deutschen Medien nur im Zusammenhang über den Besuch der Königin Sofia. Sollte hier zufällig jemand von den Medien mitlesen - sie können mich über die Kommentare erreichen, ich helfe gern bei genaueren Auskünften.